Restaurierung von Lederbänden

Ledereinbände wurden in grösseren Mengen hergestellt als Holzdeckeleinbände. Aus diesem Grund hat man die Bindetechniken vereinfacht, umso weniger Zeit für die Herstellung zu benötigen. Auch die Materialien zum Einbinden mussten in grösseren Mengen schneller hergestellt werden. Diese Rationalisierungen hatten zur Folge, dass die Qualität und die Haltbarkeit der Bücher sich bis zur Neuzeit hin immer weiter verschlechterte.

Typische Schäden sind gerissene Lederbezüge, abgespaltene Lederschichten und bestossene Deckelecken.

Eine Schwierigkeit bei der Restaurierung dieser Bände besteht häufig darin, dass Leder auf Feuchtigkeit reagiert und sich dabei unwiderruflich dunkel verfärbt.

Andere Leder sind so stark ausgetrocknet, dass sie kaum bearbeitet werden können, ohne sie zu beschädigen.

Bild 1: Vor der Restaurierung
Bild 1: Vor der Restaurierung

Vollrestaurierung

Restaurierung des Zinsbuchs von St. Agnesenam

Dieser Band wies eine sehr starke Deformierung im Rückenbereich auf. Grund ist der vom Schreiber verwendete Löschsand, der dazu diente, die Tinte zu trocknen. Der Löschsand gelangte teilweise in die Lagenfälze und verursachte eine Verdickung des Buchblocks am Rücken, die zu einer starken Deformierung führte.

Bild 2: In Arbeit
Bild 2: In Arbeit


Beim vorliegenden Fall führte die Verformung des Rückens sogar dazu, dass der Hinterdeckel geknickt wurde.

Bei der Restaurierung des Knicks stellten wir fest, dass sich der Deckel aus vielen Stücken historischer Kalenderblätter zusammensetzt. Daraus konnte auf Wunsch des Besitzers ein Kalenderblatt vollständig zusammenzusetzt werden.

Bild 2: In Arbeit
Bild 2: In Arbeit


Die aus dem Deckel herausgelösten Stücke wurden mit neuem Büttenpapier ersetzt, so dass der Deckel seine ursprüngliche Stärke behielt. Ein fast vollständiges Kalenderblatt konnte aus den entnommenen Stücken zusammengesetzt werden.

Bild 3: Nach der Restaurierung
Bild 3: Nach der Restaurierung


Zuletzt wurde das Buch zusammengesetzt und wieder in Form gebracht.
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Bild 1: Vor der Restaurierung
Bild 1: Vor der Restaurierung

Unsichtbare Restaurierung

Restaurierung der Reisebeschreibung der dritten Reise des Captain Cook

Der Kunde konnte dieses sehr seltene Exemplar in einem Brockenhaus kaufen und liess es dann restaurieren, um es versteigern zu können. Daher sollte die Restaurierung nahezu unsichtbar sein.

Bild 2: Nach der Restaurierung
Bild 2: Nach der Restaurierung


Da der Buchblock am Vorderschnitt Schäden durch einen Schimmelbefall aufwies, sollte dieser angefasert werden. Hierfür war es notwendig, das Buch vollständig zu zerlegen.

Nach dem Anfasern wurden die Blätter neu geheftet und der Schnitt leicht retuschiert. Die Fehlstellen im Lederbezug wurden mit neuem Leder geschlossen und farblich an das originale Bezugsleder angepasst. Die Flecken und der Glanz mussten im Nachhinein angepasst werden.
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Bild 1: Vor der Restaurierung
Bild 1: Vor der Restaurierung

Minimaleingriff

Restaurierung eines Franzbandes der „Doves Bindery“

Bei diesem etwa 100 Jahre alten Einband waren beide Gelenke durchgerissen.

Handeinbände aus dieser Zeit wurden sehr fein und exakt gearbeitet. Dies bedeutet, dass eine Restaurierung noch exakter und subtiler erfolgen muss, weil sonst der originale Einband optisch stark beeinträchtigt werden könnte.

Bild 2: Nach der Restaurierung
Bild 2: Nach der Restaurierung


Daher wurde bei diesem Band die Technik des „tacketed joint“ angewandt. Damit bezeichnet man das Wiederbefestigen der Deckel mit Hilfe von dünnen Fäden. Das gerissene Gelenk wird dabei nicht mit neuem Leder unterlegt.

Dank diesem Minimaleingriff blieb das feine Erscheinungsbild erhalten, die Deckel konnten jedoch wieder fest mit dem Buch verbunden werden.
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Bild 1: Vor der Restaurierung
Bild 1: Vor der Restaurierung

Lederband entfetten

Entfetten eines Ganzlederbandes von 1493

Während Jahrzehnten wurden Lederbände intensiv gefettet in der Meinung, dass das Leder dadurch besser erhalten bleibt. Leider bewirken sämtliche Lederfette mittelfristig, dass sich das Leder viel schneller zersetzt als wenn keine Fettbehandlung erfolgt wäre.

Beim Fetten von Einbandleder besteht das Problem, dass das Fett nicht tief in das Leder eindringen kann. Es verbleibt daher in der obersten Lederschicht und versiegelt diese. Da die darunter liegende Lederschicht nun keine Feuchtigkeit mehr aus der Umgebung aufnehmen und abgeben kann, trocknet diese aus. Dies führt dazu, dass die gefettete Schicht sich von der ausgetrockneten Schicht ablöst und abfällt.

Bild 2: In Arbeit
Bild 2: In Arbeit


Um dies zu verhindern, soll das Fett aus dem Lederbezug herausgelöst werden.

Bild 3: Nach der Restaurierung
Bild 3: Nach der Restaurierung


Anschliessend wird das Buch grosser Luftfeuchtigkeit ausgesetzt, so dass das ausgetrocknete Leder Feuchtigkeit aufnehmen kann und sich hoffentlich geringfügig regeneriert.
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